sound installation
ort...ideenshop, Berlin
datum...30.10. - 2.11.1998
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1.1

Wir werden zunächst überrascht. Denn hier, bei der "Toninstallation" von yoshida+frank (Sayumi Yoshida und Stefan Frank), bekommen wir nichts zu hören. Wir sehen nur, wie in einem Stummfilm, Objekte sich lautlos bewegen. Sie bewegen sich so liebenswürdig und lustig in der Stille. Es ist einfach ein Genuß sie anzusehen.
Die Stille ist hier allerdings nicht dieselbe Stille wie beim Stummfilm. Im Stummfilm ist der Ton abwesend und muß durch das Sichtbare ersetzt werden. Bei diesen drei ausgestellten Objekten ist der Ton dennoch dabei, nur unsere Ohren vermögen ihn nicht zu empfangen. Töne werden mit extrem niedrigen Frequenzen verwendet und sind dadurch für uns unhörbar. yoshida+frank halten die Gegenwart des Tones somit vor uns geheim und machen sie durch einen anderen Weg erkennbar: Wir "sehen" den Ton!

Wir werden zum zweiten Mal überrascht. Denn unsere Ohren nehmen, obwohl der Ton die Objekte, sei es aus Latex oder Karton, so deutlich und unübersehbar bewegt, ihn nicht wahr. Der von CD übertragene Ton läßt die Lautsprechertöner vibrieren, die Vibration läßt die Luft schwingen, die Schwingung wird von Objekten übertragen, dies ruft die Vibration der Objekte hervor. Unsere Trommelfelle lassen sich jedoch davon nicht beeinflussen. Erst mit Hilfe der sichtbaren Objekte können wir die Vibration über die Netzhaut erkennen. Das ist schon beeindruckend.
Oft nehmen wir leichtsinnig an, daß wir alles sehen und hören, was in unserer Umgebung existiert oder stattfindet. Doch in dieser Welt, in unserem Universum, existiert und passiert eine Unmenge, das wir gar nicht mitbekommen. Dies ist zwar weithin bekannt, wir denken aber nicht allzu oft daran. Die liebevollen und lustigen Objekte erinnern uns daran und bringen uns letztendlich zur universalen Erkenntnis von unserer winzigen Existenz.

Nach all diesen Gedanken und Vorstellungen von den nicht wahrnehmbaren Dingen, die uns beunruhigen, schrecken oder faszinieren können, werden wir immer noch glücklich, wenn wir die Objekte ansehen. Sie tanzen (ts 001-gou & ts 002-gou), reden (ja/nein) oder küssen (professional). In Anbetracht der Idee und Geschicklichkeit der beiden Künstler, die solch ein "ernstes" Thema dennoch auf eine amüsante Art und Weise spielerisch umsetzen konnten, werden wir zum dritten Mal überrascht.

Akiko Fujino

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